„Lieber elend leben, anstatt schön sterben.“, sagt Iphigenie. Schließlich ist die junge Königstochter allerdings doch überzeugt davon, geopfert zu werden, um den Willen der Götter zu erfüllen. Die Geschichte der jungen Griechin, rund um ihr tragisches Schicksal wird zurzeit am Badischen Staatstheater in Karlsruhe aufgeführt.

Am 30. Oktober machten sich einige Deutschkurse sowie die Theater-AG des EGWs auf, um auf der anderen Rheinseite „Iphigenie auf Tauris“ anzusehen. Dabei handelt es sich um eine Melange der Erstfassung von Euripides (Iphigenie bei den Taurern) und der Goethes (Iphigenie auf Tauris), inszeniert von Lilja Rupprecht.

Ist es rechtmäßig, die eigene Tochter für ein höheres Gut zu opfern und ihr junges Leben zu beenden? Oder den geliebten Bruder zu verraten, um das eigene Verantwortungsgefühl zu stillen? Das sind die zentralen Themen des Stückes, nämlich zum einen der Konflikt der Eltern Iphigenies sowie der innere Zwiespalt der Königstochter, die den Zuschauer anregen sollen, eine eigene Entscheidung zu fällen. Da wir als Deutschkurs die klassische Version Goethes erwarteten und leider etwas zu spät für die Einführung kamen, wurden wir gleich zu Beginn des Stückes überrascht. Die Handlung fing weitaus früher an, wodurch Iphigenies Vorgeschichte den größeren Teil des Stückes einnahm. Während das Bühnenbild – zwar entgegen der Klassik – durch moderne Licht – und Nebeleffekte punkten konnte, so waren die Kostüme der einzelnen Darsteller eher gewöhnungsbedürftig. Wo wir klassisch-griechische Chitonen und Umhänge erwartet hatten, bekamen wir hautenge Ganzkörperanzüge zu sehen. Es gestaltete sich also schwer, den Schauspieler(n)/innen zuzuhören, ohne ständig die Kostüme betrachten zu müssen. Die musikalische Unterstützung, durch Klavier, E-Gitarre und Bass, brachte zwar Dynamik in das Stück, dennoch bleibt offen, weshalb englische Lieder für ein klassisches Drama ausgewählt wurden. Des Weiteren fiel auf, dass dem Stück auch etwas Biblisches beigemischt wurde, nämlich ein Auszug aus dem ersten Brief an die Korinther. Die drei Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung werden so von Iphigenie stilisiert und sie selbst wird zum Ideal. Auch die Versöhnung aller Hauptfiguren in der Schlussszene, wie sie in Goethes Werk passiert, kommt nicht zustande. Stattdessen endet das Stück, entgegen aller Erwartungen, mit einem Knall und eine der Hauptfiguren stirbt.

Die Regisseurin greift Aspekte der Version des Euripides, sowohl Goethes auf und verpasst ihrer „Iphigenie auf Tauris“ einen modernen Touch, sowohl durch ein einzigartiges Bühnenbild, als auch durch ein unerwartetes Ende. Wer ein Fan der Klassik, aber durchaus auch offen für Veränderung ist, der sollte sich Karten für das Stück besorgen. Noch bis Juli 2020 wird dieses im Badischen Staatstheater in Karlsruhe aufgeführt.

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